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Das staatliche Tierwohllabel wird seit langem angekündigt und hat es auch wieder in den Koalitionsvertrag zwischen SPD, CDU und CSU geschafft.  Dort heißt es:

„Die Erkennbarkeit von tierischen Lebensmitteln, die über die gesetzlichen Vorgaben der Haltung hinausgehen, wollen wir verlässlich, einfach und verbraucherfreundlich gestalten. Dazu brauchen wir den mehrstufigen Aufbau einer staatlichen Kennzeichnung anhand verbindlicher Kriterien für Fleisch aus besserer Tierhaltung (Tierwohllabel) und schaffen dafür bis zur Mitte der Legislaturperiode die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen. Der Mehraufwand soll honoriert werden.“
Koalitionsvertrag SPD, CDU/CSU, 2018, S. 86, Z.3983 – 3988

Kritik der Tier- und Verbraucherinnenschutzverbände

Wie aber wird ein Tierwohllabel durch Tier- und Umweltschutzorganisationen wahrgenommen?

  • Das Tierschutzbündnis aus Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Bundesverband Tierschutz e.V., Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., PROVIEH e.V., VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz ist im April 2017 aus Protest gegen die niedrigen Vorgaben aus der entsprechenden Arbeitsgruppe des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ausgestiegen. (Albert-schweitzer-stiftung.de)
  • Auch der Tierschutzbund lehnt seit April 2017 das Tierwohllabel ab (Spiegel.de)
  • Ebenfalls im April 2017 schrieb foodwatch: „Mehr Tierschutz bedeutet nicht nur eine Verbesserung der formalen Haltungskriterien, sondern das Vermeiden der zahlreichen haltungsbedingten Krankheiten. Das Tierwohl-Label ist mit seinen Kriterien keine Garantie dafür, dass Produkte von gesund gehaltenen Tieren stammen – das ist eine Kapitulationserklärung. Wer Tierwohl verspricht, ohne Tiergesundheit zu garantieren, verkauft eine Illusion.
  • Im Januar 2018 hat foodwatch eine Petition gegen das Tierwohllabel gestartet. (nicht mehr auffindbar)

Unsere Kritik

Folgende Kritikpunkte sind aus der Perspektive von Sozis für Tiere hervorzuheben:

  • Das Tierwohllabel ist freiwillig. Selbst innerhalb eines traditionellen Tierschutzes sollte klar sein, dass eine verpflichtende Haltungskennzeichnung zweckdienlicher ist als ein freiwilliges Tierwohllabel. Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeslandwirtschaftsministerium geht bei einem freiwilligen Label von einem Marktanteil von vielleicht 20 % aus. Für 80 % der Tiere ändert sich also nichts.
  • Die Anforderungen sind zu niedrig. Innerhalb eines traditionellen Tierschutzes sind die Anforderungen für das Tierwohllabel viel zu niedrig. Die Verbraucher*innen werden getäuscht, wenn sich für die Tiere kaum etwas ändert.
  • Die Kosten sind zu hoch. Im Bundeshaushalt 2018 sind 7 Millionen für die Markteinführung des Tierwohllabels eingeplant. Allerdings will der Minister 70 Millionen für diese Markteinführung ausgeben. Hinzu kommt ein jährlicher Mehraufwand von mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr (waz.de). Wie die Finanzierung aussieht, was etwa die Verbraucher*innen für die Tierkörper im Supermarkt bezahlen und welche Kosten der Gemeinschaft auferlegt werden ist bislang unklar.

Position von Sozis für Tiere

Sozis für Tiere lehnt daher das Tierwohllabel ab. Der Fokus auf das Tierwohllabel ist eine Kapitulation vor dem Status Quo. Eine Politik, welche die Alternativen zu Produktion und Konsum von Tieren weder bedenkt noch priorisiert, ist allerdings nicht in der Lage die Tiere zu schützen. Statt die Tierproduktion staatlich zu unterstützen sollten vielmehr Millionen und Milliardenbeträge für Alternativen zur Tierproduktion aufgewendet werden.

Bild: Animal Rights Watch e.V. (ARIWA)