Aus unserem täglichen Brot ist unser tägliches Fleisch geworden. Der Fleischkonsum in der Bundesrepublik Deutschland ist zwischen 1960 und 2010 um 33 % gestiegen. Momentan verbraucht eine Durchschnittsbürger*in 88,2 kg 1 Fleisch im Jahr, der Verzehr liegt bei 60,5 2 kg. Die Bundesrepublik zählt zur Top 5 der weltweiten Fleischerzeuger und produzierte alleine im Jahr 2010 8,0 Millionen gewerbliche Tonnen. Damit ist Deutschland Europameister in der Fleischherstellung. Auch unser Fischverbrauch hat sich in den letzten Jahren weiter erhöht und liegt nun bei über 15,7 Kilogramm pro Jahr und Kopf. Die Unaufhörlich steigende Produktion und der hohe Konsum fordern jedoch ihren unsichtbaren Preis. Ihre Auswirkungen auf Klima, Umwelt und die menschliche Gesundheit sind beträchtlich.
1.) Fleischkonsum ist eine Triebfeder der globalen Erwärmung
Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO stammen bereits heute 18 % der weltweiten Treibhausgasemissionen aus dem Tierwirtschaftssektor. Die Schätzungen gehen jedoch weit auseinander, andere Forschungseinrichtungen kommen zu weitaus höheren Zahlen. Fakt ist jedoch, dass die Fleischproduktion gewaltige Mengen schädlicher Klimagase freisetzt. In besonderer Weise gilt dies für die Rindfleischproduktion, die für gut ein Viertel der weltweiten Methan-Emissionen verantwortlich ist. Doch gerade Methan-Emissionen treiben den Klimawandel stark voran, denn Methan ist ca. 20‑25 Mal so klimaschädlich, wie das viel zitierte CO2.
2.) Fleischkonsum trägt zur massiven Zerstörung der Regenwälder- und Savannengebiete bei
Die tropischen Regenwälder der Erde gelten nicht nur als „Lunge“ der Erde, sondern sind auch für ihre große Artenvielfalt bekannt. Dieses Idyll ist jedoch durch den ungebremsten Holzeinschlag und Raubbau, unter anderem in Brasilien und anderen südlichen Ländern, bedroht. Ein maßgeblicher Agitator hinter den Rodungen ist die Fleisch- und Futtermittelwirtschaft. Der Viehzuchtsektor benötigt im Moment 30 % der eisfreien Erdoberfläche zur Haltung der Tiere und den Anbau von Futtermitteln. Somit braucht die Tierwirtschaft 70 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. So verschwanden in Brasilien bereits über drei Viertel des Amazonasregenwaldes. Sie wurden zu zwei Dritteln in Ackerland zum Sojaanbau umgewandelt, der Rest überwiegend als Viehweiden genutzt. 90 % der Weltsojaernte werden jedoch zu Futtermitteln weiterverarbeitet. Besonders in Europa ist die Nachfrage nach Futtermitteln aus Übersee hoch, da hier längst nicht mehr genügend Anbaufläche zur Erzeugung heimischer Futtermittel zur Verfügung steht. 69 % der bundesdeutschen Futtermittel stammen daher aus Übersee und somit überwiegend aus ehemaligen Regenwaldgebieten. In der Regel müssen die intensiv bewirtschafteten Flächen auch bald wieder aufgegeben werden, da der Boden erschöpft oder erodiert ist. Dies hat die Rodung weiterer Flächen zur Folge und setzt somit einen Teufelskreis in Gang.
3.) Die Fischereiwirtschaft vernichtet Arten
Auch die Fischereiwirtschaft ist ein wesentlicher Akzelerator der globalen Artenvernichtung. Jahrhundertelang erschienen dem Menschen die Meere so weit, die Fischbestände so groß und die Arten so zahlreich, dass er sich keine Gedanken um eine etwaige Endlichkeit der Wasserlebewesen machte. Besonders im vergangenen Jahrhundert wurden dabei aber die Fischbestände dermaßen dezimiert, dass viele Arten komplett und manche zu großen Teilen für immer verschwanden. Der Raubzug in den Meeren schädigt das Ökosystem Wasser und könnte auf Dauer zu einem Kollaps der Ozeane führen.
4.) Fleisch- und Fischkonsum forcieren Verteilungskämpfe
Die derzeitig auf der Welt produzierte Menge an Nahrungsmitteln würde des Weiteren bereits ausreichen um 12 Milliarden Menschen mit Nahrung zu versorgen. Dass über eine Milliarde Menschen jedoch hungern, ist auch dem westlichen Fleischkonsum geschuldet. Die Folgen unserer „globalisierten Marktwirtschaft“ zeigen sich an folgendem Beispiel: Über 40 % der Weltgetreideernte werden inzwischen zu Futtermitteln verarbeitet, um die Tierverarbeitungsmaschinerie am Leben zu halten. Um ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen werden sieben bis 16 Kilogramm Fleisch Futtermittel/Getreide benötigt. Alternativ ließen sich mit diesem Aufwand 160 Kilogramm Kartoffeln ernten. Die Viehzucht beansprucht somit genau diejenigen Ackerflächen, welche die Hungernden mit Nahrungsmitteln versorgen könnten. Der Kapitalismus verhindert jedoch eine gerechte Verteilung der Nahrungsmittel an alle Bedürftigen. Als weiteres Beispiel findet sich die industrialisierte Hochseefischerei, welche als mitverantwortlich für die Verelendung breiter Landstriche an der afrikanischen Küste angesehen werden muss. Durch die hoch technisierte Ausbeutung von küstennahen Fischfanggründen werden der lokalen Bevölkerung ihre natürlichen Lebensgrundlagen entzogen. Die Ausbreitung der Piraterie an der Küste Somalias muss auch als Folge dieser Entwicklung betrachtet werden.
5.) Fleischkonsum hat beträchtliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit
Der menschliche Körper bleibt von den Folgen des Fleischkonsums nicht verschont. Hierzulande sind die Folgekosten ernährungsabhängiger Krankheiten bereits heute als alarmierend einzustufen. Sie betragen jährlich über 70 Milliarden Euro, was etwa einem Drittel der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen entspricht. Dies ist ein nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Faktor. Bereits 2005 konnten Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Fleischverzehr und erhöhtem Darmkrebsrisiko herstellen. Darmkrebs ist die zweithäufigste Tumorerkrankung in Deutschland. Generell wird Fleischkonsum auch mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettleibigkeit in Verbindung gebracht. Zunehmend kritisch wird in den letzten Jahren auch der Einsatz von Antibiotika in der konventionellen Tierhaltung betrachtet. Die Reste und Abbauprodukte der Arzneimittel lagern sich in den Tieren an und werden durch den Verzehr ihres Fleisches auch vom Menschen aufgenommen. Ob dies Spätfolgen für den Menschen hat, ist bis jetzt noch immer nicht ausreichend geklärt. Dies gilt besonders für Fleisch aus konventioneller Haltung und für Fischerzeugnisse wie zum Beispiel Lachs aus Zuchtfarmen (Norwegen, Schottland…). Gefahren für die Gesundheit gehen ferner von Schwermetallen (bes. Methylquecksilber und Cadmium) und Umweltgiften (wie Dioxine, PCBs) aus, die sich über die Nahrungskette besonders in den Körpern von Fischen anreichern und ebenfalls über die Nahrungsaufnahme in den menschlichen Körper gelangen.
Schlussfolgerung für uns Juso-Hochschulgruppen:
Wir Juso Hochschulgruppen stehen dem Fleischkonsum aus den oben genannten Gründen Fleischkonsum kritisch gegenüber. Darum ist bei der Anmeldung zu Veranstaltungen auf Bundesebene anzugeben, ob der*die Teilnehmer*in vegetarische, vegane oder fleischhaltige Lebensmittel zur Verpflegung haben möchte. Auf der Anmeldungsseite ist zudem ein Hinweis beizufügen, in dem Gründe für einen moderaten Fleischkonsum aufgezählt werden. So können die Teilnehmer*innen selbst entscheiden, welche Verpflegung sie möchten und wir geben keine Verpflegung als „normal“ an.
So wird der unnötige Verbrauch von Fleisch effektiv eingeschränkt und vor allem wird der Verband seiner Vorbildfunktion bezüglich bewusster und nachhaltiger Ernährung gerecht. Gesellschaftliches Umdenken beginnt bei uns!
Des Weiteren muss auf Wunsch der Teilnehmer*innen auf den Veranstaltungen des Bundesverbandes Nahrungsmittel angeboten werden, durch die auf die jeweiligen Lebensmittelunverträglichkeiten Rücksicht genommen wird, soweit dies mit vertretbarem Aufwand möglich ist.