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Fragen und Antworten (FAQ)

Individuelle Rechte für Tiere? Das steht doch so nicht im Gesetz.

Individuelle Rechte für Tiere? Das steht doch so nicht im Gesetz.

Tatsächlich ist es so, dass die Interessen von nichtmenschliche Tieren gesetzlich gegenwärtig in den Augen von Tierrechtsaktivist*innen sehr wenig geschützt werden. Der Tierschutz ist mittlerweile als Staatsziel im Grundgesetz verankert und in Paragraph 1 des Tierschutzgesetzes heißt es, dass nur vernünftige Gründe eine Schädigung von Tieren rechtfertigen können. Daher ist das Quälen von Tieren verboten. Allerdings muss festgehalten werden, dass gegenwärtig sehr viele Gründe als „vernünftig“ angesehen, wenn es um die Schädigung oder Tötung von Tieren geht. Die meisten Formen der Nutzung und Schädigung von Tieren, gegen die Tierrechtsaktivist*innen Einspruch erheben, sind legal.
Wenn wir von individuellen Rechten sprechen, beziehen wir uns daher zunächst auf moralische Rechte, das heißt auf Rechte, die individuellen Tieren aus moralischen Gründen zukommen sollten. Wir sind überzeugt davon, dass bei genauerer Betrachtung schnell klar wird, dass es kaum Gründe gibt, die es rechtfertigen, dass wir in industrialisierten Gesellschaften Tiere für unsere Zwecke schädigen und töten: Es kann aufgrund der vorhandenen Alternativen und der relativ unbedeutenden menschlichen Interessen wie Geschmacksvorlieben nicht vernünftig sein, empfindsamen Lebewesen Leid zuzufügen. Daher ist es erforderlich, dass Tieren unverletzbare Grundrechte zugestanden werden, wie sie im Falle von Menschen eine Selbstverständlichkeit darstellen. Wir setzen uns dafür ein, dass genau dies rechtliche Realität wird.


Ist es nicht 'natürlich' tierische Produkte zu konsumieren?

Ist es nicht ’natürlich‘ tierische Produkte zu konsumieren?

Es ließen sich an dieser Stelle viele Argumente vorbringen, die belegen, dass die Unmengen an Fleisch, die wir heute zu uns nehmen, mit der menschlichen Natur relativ wenig zu tun haben. Vor wenigen Jahrzehnten noch war es alles andere als üblich, so viel Fleisch zu verzehren, wie das heute der Fall ist. Darüber hinaus gibt es Regionen, wo seit jeher die Ernährung maßgeblich vegetarisch bestimmt ist.
Aber selbst, wenn wie hierzulande der Konsum von Fleisch und tierischen Produkten als Teil von Kultur und Tradition verstanden wird und damit als natürlich erscheint, ist davon die Frage zu unterscheiden, ob dies auch weiterhin so sein sollte.
Die Natur und kulturelle Gepflogenheiten eignen sich nur sehr bedingt dazu, uns zu lehren, wie wir leben sollten. Daraus, wie die Welt bisher war und der Mensch gelebt hat, können wir nicht einfach ableiten, wie die Welt sein und der Mensch leben soll. Um es an zwei Beispielen zu illustrieren: Nur, weil es seit jeher Kriege gegeben hat, bedeutet dies nicht, dass es auch Kriege geben sollte. Und nur, weil bestimmte Frauenbilder in der Kultur verankert sind, sollten wir diese nicht aufrechterhalten, wenn sie der Gleichberechtigung der Geschlechter im Wege stehen.
Es mag Zeiten gegeben haben, in denen Menschen nicht ohne Fleischkonsum überleben konnten und es daher gerechtfertigt war, Fleisch zu essen. Und das Gleiche mag für wenige Menschen wohl auch heute noch der Fall sein. In den wohlhabenden Industrienationen können wir aber problemlos ohne Fleisch leben. Und das Gleiche gilt auch für alle anderen tierischen Produkte. Die Ausbeutung und Tötung von Tieren kann daher mit einem Verweis auf die menschliche Natur sicher nicht gerechtfertigt werden.


Ist mein Essen nicht Privatsache?

Ist mein Essen nicht Privatsache?

Im öffentlichen Diskurs – beispielsweise wenn es um die Einführung vegetarischer Tage in Kantinen geht – wird immer wieder auf das Recht verwiesen, selbst frei entscheiden zu dürfen, ob man auf tierische Produkte verzichten möchte oder nicht. Nicht selten wird hierzu auf den Wert der Freiheit verwiesen. Den Verfechter*innen von Tierrechten wird dabei im besten Fall „Gutmenschentum“, im schlechtesten Fall gar „Totalitarismus“ vorgeworfen.
Aber kann eine solche Reaktion überzeugen? Das Freiheitsverständnis, das diesen Reaktionen zugrunde liegt, ist ein äußerst naives, in dem Entscheidungsfreiheit losgelöst von den damit verbundenen Auswirkungen betrachtet wird.
Ein solches Verständnis haben wir im Falle von Menschen erfreulicherweise weitgehend hinter uns gelassen, hier akzeptieren wir in der Regel, dass unsere Freiheit gewisse Grenzen hat, nämlich jene, wo die Freiheit des oder der anderen berührt wird. Wenn eine Entscheidung, die wir fällen, die Freiheit anderer unrechtmäßig einschränkt, dann sollten wir diese unterlassen.
Und genau dies gilt es auch im Falle unserer Entscheidungen, was wir auf unsere Teller packen und in unsere Schüsseln gießen, zu berücksichtigen. Unsere Entscheidungen sind nämlich nicht folgenlos. Immer wenn wir ein Stück Fleisch kaufen, heißt dies, dass wir Teil eines Kreislaufes sind, an dessen Anfang die Ausbeutung und Tötung eines empfindsamen Lebewesens steht, das unter anderen Bedingungen heute womöglich zufrieden durch die Wälder streifen würde oder sich womöglich genüsslich im Dreck suhlen würde. Unsere Freiheit, bestimmte Geschmacksvorlieben zu bedienen, steht hier der fundamentalen Freiheit anderer Lebewesen entgegen, nicht ausgebeutet und getötet zu werden. Und genau aus diesem Grund ist es zentral, nichtmenschlichen Tieren bestimmte Grundrechte zuteil werden zu lassen.


Aber unterscheiden sich Tiere nicht grundsätzlich vom Menschen?

Aber unterscheiden sich Tiere nicht grundsätzlich vom Menschen?

Zunächst einmal ist zu bemerken, dass – je mehr wir uns wissenschaftlich mit nichtmenschlichen Tieren beschäftigen – die Grenzen zwischen Menschen und Tieren immer fließender erscheinen müssen. Aber selbst wenn man zugesteht, dass es letztlich wesentliche kognitive Unterschiede geben mag zwischen Menschen und Tieren, ist zu fragen, inwiefern diese unseren grausamen Umgang mit Tieren rechtfertigen. Tiere mögen vielleicht nicht in der Lage sein, die Ästhetik eines Wasserfalls zu reflektieren, höhere Mathematik zu betreiben oder über ihre Handlungen in einer Weise moralische Urteile abzugeben, wie wir dies sind. Aber was sagt uns dies darüber, ob ein Lebewesen es verdient hat, vor Leid und Ausbeutung geschützt zu werden? Im Grunde überhaupt nichts.
Vielmehr gilt es zu verstehen, dass es sich bei Tieren um empfindsame und verletzbare Individuen handelt. Tiere sind keine Maschinen, sondern komplexe Organismen, die fühlen, was wir ihnen antun. Und aus diesem Grund haben sie Grundrechte verdient, die sie davor schützen, zu unseren Zwecken ausgebeutet und verletzt zu werden.


Haben Tierrechte zur Folge, dass wir auch Tiere vor einander schützen müssen?

Haben Tierrechte zur Folge, dass wir auch Tiere vor einander schützen müssen?

Tierrechte zu fordern scheint die fragwürdige Schlussfolgerung nahe zu legen, dass wir dann auch unentwegt in die Natur eingreifen sollten und müssten, um die Rechte der Tiere untereinander zu schützen. Dies entspricht nicht unserer Auffassung. Worum es uns geht, ist in erster Linie, das Verhältnis von Menschen zu Tieren zu hinterfragen. Wir alle mögen es grausam finden, wenn wir in einem Dokumentarfilm sehen, wie ein Löwe ein Reh reißt. Aber unsere Aufgabe kann nicht sein, unsere komplette Umwelt nach unseren Maßstäben einrichten zu wollen. Wichtig ist zu allererst, dass wir Tiere nicht nach Belieben für unsere Zwecke benutzen, sondern diese als Träger von Rechten verstehen, die diese uns gegenüber haben und welche sie genau vor einer solchen Instrumentalisierung schützen.


Sind Tiere moralisch betrachtet weniger wert als der Mensch?

Sind Tiere moralisch betrachtet weniger wert als der Mensch?

Die meisten von uns würden sich wohl ohne Zweifel im Notfall immer für das Retten des Menschen entscheiden und dies kann durchaus auch als Zeichen dafür gesehen werden, dass wir das Leben von Menschen in der Regel als wichtiger bewerten. Der entscheidende Punkt ist aber, dass es sich in einem solchen Fall um einen Notfall handelt, in dem wir uns zwischen dem Leben eines nichtmenschlichen Tieres und eines Menschen entscheiden müssen. Dies sagt aber nichts darüber aus, wie wir in unserem Alltag mit Tieren umgehen sollen. Nur, weil sich das Leben eines Menschen in einem besonderen Notfall als wichtiger erweist, bedeutet dies nicht, dass Tiere auch sonst kein Recht darauf haben, vor Leid, Ausbeutung und Tod geschützt zu werden.

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