In den letzten Jahren und Jahrzehnten sorgte der „traditionelle Tierschutz“ für minimal größere Käfige oder für das Verbot von bestimmten Haltungsformen. Aber auch mit kürzeren Wegen zur Schlachtfabrik, Betäubung bei der Kastration und Spielzeugen in den Käfigen wäre nichts gut. Die Produktion von Tieren war gewaltvoll, ist gewaltvoll und wird mit dem traditionellen Tierschutz weiterhin gewaltvoll sein. Nur der progressive Tierschutz kann das ändern. Was macht ihn aus?
Die traditionelle Tierschutzpolitik hat sich im Rahmen ihrer Strukturen weiterentwickelt: Anpassungen in der Mindestgröße von Gehegen, das Verbot von Qualzucht und weitere, ähnliche Regelungen, die das Wohl der Tiere berücksichtigen sollen, haben Einzug in deutsche Gesetzbücher gehalten. Weitere Änderungen, wie das Verbot des Küken-Schredderns oder die Einführung eines Tierschutzlabels werden diskutiert.
Tierschutz muss sich am Wohl der Tiere orientieren
Dennoch fällt der Wandel gering aus. Wir sind davon überzeugt, dass bestehende Regelungen oder im Rahmen des traditionellen Tierschutzes diskutierte Änderungen nicht ausreichend sind, da sie das Leben und das körperliche und psychische Wohl der einzelnen Individuen nicht in den Mittelpunkt stellen.
Umso stärker kritische Wissenschaft (z.B. Biologie, Verhaltensforschung, Human Animal-Studies) in die Gesellschaft wirkt, desto deutlicher fällt dieser grundlegende Missstand ins Auge. Wie wir heute wissen, sind uns viele Tiere, vor allem die, die wir zu verschiedenen Zwecken nutzen, in mindestens einem Punkt besonders ähnlich: da sie ein zentrales Nervensystem besitzen, nehmen sie sensorische Reize der Umwelt – anders als zum Beispiel Pflanzen, Pilze oder Steine – bewusst wahr. Tierwohl ist somit das Wohl bewusstseinsfähiger Individuen, dem gegenüber wir eine besondere Verantwortung haben.
Systemfrage stellen: Grundlegender Perspektivwandel notwendig
Das Leben und das Wohl spielt häufig dann keine Rolle mehr, wenn ökonomische oder andere Interessen mit ins Spiel kommen. Wir fordern, einen grundlegenden Perspektivwandel zu vollziehen: Ob Tierschutz den Bedürfnissen von Tieren ausreichend gerecht wird, darf nicht an weiteren Kriterien festgemacht oder nur in Bezug auf bestimmte Problematiken oder besonders “niedliche” Tierarten diskutiert werden. Wir müssen danach fragen, was wir bewusst erlebenden Individuen grundsätzlich zumuten dürfen.
Ist es grundsätzlich legitim Tiere in Käfigen zu halten? Sind Tierversuche prinzipiell zumutbar und müssen wir nicht zumindest bei denen, die für uns Menschen nicht absolut nötig sind, auf Alternativmethoden zurückgreifen? Darf man Tiere überhaupt töten – und spielt es dabei eine Rolle, ob sie davor ein glückliches Leben hatten?
Die Tatsache, dass andere Tiere ein komplexes Innenleben besitzen – sie sind bewusst, leidensfähig und intelligenter als früher und auch heute noch häufig angenommen – ist für uns Grund weiterzugehen als der traditionelle Tierschutz es macht und für einen progressiven Tierschutz zu kämpfen.
Was macht den progressiven Tierschutz aus?
Der progressive Tierschutz hinterfragt Produktion, Nutzung und Tötung von Tieren und fördert Alternativen
Der progressive Tierschutz hinterfragt das Konzept der Tiere als Ware. Der progressive Tierschutz will nicht durch Maßnahmen die Akzeptanz der “Nutztierhaltung” verbessern, er will die Produktion und Tötung von Tieren zu Nahrungszwecken beenden. Der progressive Tierschutz fördert Alternativen zum Konsum von Tieren um die Vision einer Gesellschaft ohne Gewalt an Tieren zu realisieren.
Der progressive Tierschutz beginnt mit der SPD. Für einen Systemwandel und eine Welt ohne Tierfabriken!