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Wie positionieren sich die Kandidat*innen-Duos für den SPD-Parteivorsitz in der Finalrunde zum Tierschutz? Bevor die Kandidat*innen selbst zu Wort kommen stellen wir unsere Einordnung knapp vor.

Unsere Einordnung

Tierproduktion frisst Regenwald

Wir meinen: Nicht erst seit den neuesten Bränden am Amazonas trägt die Tierproduktion wesentlich zur Klimakrise bei. Weiterhin hat die Tierproduktion über den Anbau von Futtermitteln und den Raum für Weiden einen immensen Flächenverbrauch und verursacht somit einen massiven Rückgang der Biodiversität.

Knochen brechen

Für gut 2/3 der Verbraucher*innen ist Tierschutz wichtig. Doch wie sieht die Realität aus? Unter der Last der geschundenen Körper brechen die Knochen der Tiere zusammen. Ihre Lungen werden durch die mit Ammoniak zersetzten Luft angegriffen. Viele Tiere leiden unter Langeweile oder dem physischen wie psychischen Druck und greifen sich gegenseitig an. Sie werden ohne Betäubung kastriert und Schweinen werden die Ringelschwänze abgetrennt. Folglich sind aus guten Gründen nur 18,2 % der Verbraucher*innen der Ansicht, dass „in Deutschland Tiere durch gesetzliche Vorschriften ausreichend geschützt sind“.

Eine andere Welt ist möglich

Unser progressiver Tierschutz hält sich nicht mit einer konservativen Tierwohlideologie auf. Vielmehr hinterfragen wir wie die alten Sozialist*innen die Tierproduktion grundsätzlich und in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen. Dabei verlieren wir die Umwelt- und Klimakrise nicht aus den Augen. Wie auch bedeutende NGOs fordern wir daher eine starke Reduktion der Tierproduktion!

Unsere Fragen

1.) Welche Rolle spielt Tierschutz für euch?
2.) Unterstützt ihr eine nachhaltige Verpflegung auf Parteiveranstaltungen, d.h. günstige klima- und tierschonende pflanzliche Angebote?
3.) In welche Richtung muss sich die Produktion von Tieren in den nächsten 5 Jahren entwickeln, damit sich der Klimawandel aufhalten lässt?

Antworten von Klara Geywitz und Olaf Scholz

1. Welche Rolle spielt Tierschutz für Euch?

Wir müssen mit Tieren verantwortungsvoll umgehen. Das bedeutet konkret eine artgerechte Haltung und Schutz vor vermeidbarem Leid. Tierversuche sind auf ein nötiges Minimum zu beschränken, Tierquälerei gehört geächtet und verboten. Die Verankerung des Tierschutzes in unserem Grundgesetz seit 2002 macht ihn zu einer wichtigen Grundlage für das gemeinsame Zusammenleben aller Lebewesen in unserem Land. Der wichtigste Bereich, in dem wir dringend für mehr Tierschutz sorgen müssen, ist die Landwirtschaft. Die Einführung des Tierwohllabels haben wir in der SPD lange gefordert. Es wird jetzt endlich eingeführt. Tierschutz bedeutet für uns auch, dass wir insgesamt ein stärkeres tierschutzpolitisches Bewusstsein in unserer Gesellschaft brauchen. Tierschutz muss deshalb eine stärkere Rolle in Aus-, Fort- und Weiterbildung spielen. Und wir müssen den Rückgang der biologischen Vielfalt endlich stoppen. Mit dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt, dem Aktionsprogramm Insektenschutz und der Verschärfung der Düngeverordnung sind uns hier bereits wichtige Schritte gelungen. Wir wollen weiter daran arbeiten.

2. Unterstützt ihr eine nachhaltige Verpflegung auf Parteiveranstaltungen, d.h. günstige Klima- und tierschonende pflanzliche Angebote?

Wir wollen eine gesunde Ernährung und gute Lebensmittel in unserer Bevölkerung fördern, nicht nur auf SPD Parteiveranstaltungen. Dazu gehört für uns z.B. auch eine verbesserte Lebensmittelkennzeichnung und Transparenz über Nährwerte und Inhaltsstoffe. Ansatzpunkt für klima- und tierschonende Angebote ist für uns eine Lebensmittelproduktion, die auf Umweltschutz und das Wohl der Tiere ausgerichtet ist und gerechte Arbeitsbedingungen für Beschäftigte bietet. Immer mehr ernähren sich vegetarisch oder vegan. Daher sollten solche Produkte zum regulären Angebot auch dazu gehören, ob bei Veranstaltungen oder in Bildungseinrichtungen und Kantinen.

3. In welche Richtung muss sich die Produktion von Tieren in den nächsten 5 Jahren entwickeln, damit sich der Klimawandel aufhalten lässt?

Heute droht die Menschheit durch falsches Wirtschaften unseren Planeten zu ruinieren. Wir brauchen den Wandel zu einer nachhaltigen Form der Landwirtschaft und wir wollen eine Tierproduktion die im Einklang mit unserem klimapolitischen Zielen steht. Deswegen muss die Tierproduktion den Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen deutlich reduzieren. Dreh- und Angelpunkt ist hier die Landwirtschaftsförderung, die gerade auf europäischer Ebene neu verhandelt wird. Wir wollen, dass das Geld nicht länger mit der Gießkanne verteilt, sondern stattdessen zielgerichtet Betriebe fördern, die sich um den Umwelt- und Tierschutz besonders verdient machen.

Antwort von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans

Unser Wirtschaftssystem wirkt sich auch auf unseren Umgang und unser Verhältnis zu Tieren aus. Aus ihnen soll gerade in der Nutztierhaltung möglichst viel Gewinn gemacht werden, was zum Beispiel dazu führt, dass ein Kalb aktuell weniger kostet als eine Maß Bier auf dem Oktoberfest. Darunter leiden nicht nur die Tiere, sondern auch die Landwirtschaft und Umwelt, was für uns nicht hinnehmbar ist. Wir fordern daher eine Förderung von Landwirtschaft, die sich an Tierschutz und Ökologie orientiert und nicht nur an Fläche.

Der Erhalt und die Pflege der Natur und damit auch der Tierwelt ist für uns eine klare sozialdemokratische Aufgabe, da es hier auch um Generationengerechtigkeit geht. Der Umbau der Landwirtschaft ist sowohl für die Frage nach der Bewältigung der Klimakrise als auch für das Tierwohl von entschiedener Bedeutung.

Außerdem müssen die Gesetze, die bereits durchgesetzt wurden, besser umgesetzt und kontrolliert werden. Dafür muss unter anderem das Veterinäramt gestärkt werden, damit Kontrollen gezielter und korrekt durchgeführt werden können, um Qualzucht, Verstöße in Versuchslaboren und bei Tiertransporten oder illegalen Handel mit Tieren zu ahnden. Nur so können wir sicherstellen, dass Tierschutz überhaupt eingehalten wird. Trotzdem sind wir uns bewusst, dass Tierschutz auch noch weitergedacht werden muss. Tiere werden im Kapitalismus immer mehr wie Ware behandelt, daher wollen wir uns auch den Themen annehmen, wie wir beispielsweise Tierversuche in der Zukunft durch Alternativen ersetzen können oder konventionelle Tierhaltung vermeiden können. Auch dafür müssen wir hier denen eine Stimme geben, die bisher keine ausreichend gehörte Lobby haben und in Gespräche kommen mit Verbänden und Vereinen, die sich für Tierwohl- und -schutz einsetzen. Tierschutz darf dabei natürlich nicht an der deutschen Grenze aufhören, sondern muss auch in der EU und global stärker angegangen werden.

Unsere Bitte

  • Wenn du weitergehende Vorstellungen zum Tierschutz hast, schreibe Klara Geywitz, Olaf Scholz, Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans eine verständliche und respektvolle Nachricht, ob in den sozialen Netzwerken, per Brief oder E-Mail.
  • Wenn du dir auch von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans eine Antwort erhofft hast mache sie gerne nochmal auf unsere Tierschutz-Wahlprüfsteine aufmerksam! Antwort am 20.11., statt dem 17.11., erhalten.
  • Mache deine Genoss*innen auf die Antworten der Kandidierenden aufmerksam, im persönlichen Gespräch, in Whatsapp, auf deiner Facebook Pinnwand oder in den Gruppen.
  • Diskutiere mit uns, was von den Antworten der Kandidierenden zu halten ist: Facebook, Twitter, Instagram.