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Nicht erst seit den neuesten Bränden am Amazonas trägt die Tierproduktion wesentlich zur Klimakrise bei. Ferner hat die Tierproduktion über den Anbau von Futtermitteln und den Raum für Weiden einen immensen Flächenverbrauch und verursacht somit einen massiven Rückgang der Biodiversität.

Für gut 2/3 der Verbraucher*innen ist Tierschutz wichtig. Doch wie sieht die Realität aus? Unter der Last der geschundenen Körper brechen die Knochen der Tiere zusammen. Ihre Lungen werden durch die mit Ammoniak zersetzten Luft angegriffen. Viele Tiere leiden unter Langeweile oder dem physischen wie psychischen Druck und greifen sich gegenseitig an. Sie werden ohne Betäubung kastriert und Schweinen werden die Ringelschwänze abgetrennt. Folglich sind aus guten Gründen nur 18,2 % der Verbraucher*innen der Ansicht, dass „in Deutschland Tiere durch gesetzliche Vorschriften ausreichend geschützt sind“.

Unser progressiver Tierschutz hält sich nicht mit einer konservativen Tierwohlideologie auf. Vielmehr hinterfragen wir wie die alten Sozialist*innen die Tierproduktion grundsätzlich und in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen. Dabei verlieren wir die Umwelt- und Klimakrise nicht aus den Augen. Wie auch bedeutende NGOs fordern wir daher eine starke Reduktion der Tierproduktion!

Was können wir hier von euch erwarten? (bis zu 300 Wörter)
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Antwort von Nina Scheer & Karl Lauterbach

In der Landwirtschafts-, Ernährungs- und Umweltpolitik schützen wir weder Mensch noch Umwelt, Biodiversität und Tiere ausreichend. Intensive Landwirtschaft in Form von Überdüngung, zu hohem Viehbesatz, falscher und zu hoher Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sowie Monokulturen führen zu Belastungen des Grundwassers, der menschlichen Gesundheit, zur Schädigung der Böden und einem weiteren Rückgang der Artenvielfalt. Der Anbau gentechnisch veränderter Organismen birgt unwiederbringlich unverantwortbare Risiken.

Der hohe Anteil der weltweiten Treibhausgas-Emissionen durch Agrarprodukte, deren Verarbeitung, Verbrauch und Entsorgung hat auch in der hohen Fleischproduktion eine Ursache, die für sich genommen CO2-intensiv ist. Zu viel Fläche wird für Futtermittel statt für menschliche Ernährung bewirtschaftet. Hinzu kommt, dass in Deutschland allein die Hälfte aller Lebensmittel weggeworfen wird.

Landwirte ernten (in Kalorien) heute mehr als für die Versorgung aller Menschen notwendig wäre; zugleich haben noch nie so viele Menschen gehungert – 2018 waren es 820 Millionen Menschen. Subventionierte Überproduktion von Billig-Fleisch steht für Futtermittelanbau statt Nahrungsproduktion. Die Förderung der Land- und Ernährungswirtschaft muss den Zielen Nachhaltiger Entwicklung entsprechen. Zudem gilt es den Tierschutz zu stärken – so war etwa die Verlängerung der Betäubungslosen Ferkelkastration falsch und setzte ein rückwärtsgewandtes Signal, vgl. auch https://www.nina-scheer.de/persoenliche-erklaerung-aenderung-des-tierschutzgesetzes/.

Wir treten ein dafür,

  • dass keine Förderungen für Produktionsweisen geleistet werden, die den Zielen Nachhaltiger Entwicklung widersprechen und zu Dumpingpreisen führen, neben denen nachhaltige Erzeugnisse wettbewerblich nicht konkurrieren können. Auch in der Ernährungs- und Landwirtschaft muss gelten: Es wird (steuerlich) gefördert, was dem Gemeinwohl dient – und sanktioniert, was dem entgegensteht. Im Sinne der Tiere und der Verbraucherinnen und Verbraucher lässt sich eine artgerechte Haltung von Tieren auch über das Gemeinwohl ableiten,
  • den ökologischen Landbau zu stärken und zu verstetigen: nicht die Masse, sondern Umweltverträglichkeit sowie Tierwohl müssen belohnt werden – auch die EU-Fördergelder betreffend,
  • dass Glyphosat verboten wird,
  • den Antibiotika-Einsatz in der Nutztierhaltung so einzugrenzen, dass entsprechende Substanzen nicht in den Ernährungskreislauf gelangen und Resistenzbildungen ausgeschlossen werden können,
  • den Tierschutz zu stärken, etwa die Haltungsformen betreffend,
  • dass wirtschaftliche Interessen nicht über den Tierschutz gestellt werden,
  • ein flächendeckendes Verbandklagerecht für Tierschutzorganisationen zu schaffen.

Wir stehen für eine Politik, die Ungleichheit vermindert, die natürlichen Lebensgrundlagen schützt und unverwässert sozialdemokratisch ist: sozial – ökologisch – klar.

Antwort von Petra Köpping & Boris Pistorius

Wir müssen als Gesellschaft mit Tieren und Fleischkonsum verantwortungsvoll umgehen. Zum Schutz des Klimas ist auch eine Reduzierung des Fleischkonsums notwendig.

Ein zentrales Element ist dabei die anstehende Reform der Gemeinsamen europäischen Agrarförderung (GAP). Dabei muss erreicht werden, dass Landwirte für umweltschonendes und tierwohlgerechtes Wirtschaften fair bezahlt werden. Die Agrarförderung muss entsprechend an Kriterien gebunden werden, die den Menschen in der Landwirtschaft, den ländlichen Regionen und dem Umwelt- und Tierschutz zugutekommen. Tiere sollen mehr Platz und Tageslicht, bessere Luft und Beschäftigungsmaterial bekommen. Das bedeutet, dass auch tier- und klimafreundliche Stall- und Landtechnik förderbar werden muss.

Wir müssen es Verbraucherinnen und Verbrauchern leichter machen, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Dazu brauchen wir eine Kennzeichnung von Lebensmitteln aus artgerechter Haltung. Die Kriterien des Deutschen Tierschutzbundes können Grundlage für ein staatliches Tierschutzlabel sein.

Notwendig ist darüber hinaus die Schaffung einer Ombudsstelle für besseren Tierschutz. Für anerkannten Tierschutzorganisationen sollten wir ein Verbandsklagerecht schaffen, das es ihren ermöglicht, wirkungsvoller gegen Tierschutzverstöße vorzugehen. Tierversuche sollten weiter reduziert werden.

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