- Die Schlachtfabrik der Firma Westfleisch im Kreis Coesfeld zählt mehr als 270 Coronainfizierte
- Sozis für Tiere zieht die Verbindung zwischen Arbeitsschutz, Tierleid sowie Klima- und Umweltkrise
- Zukunftsfähige Lösungen gelingen nur mit echter Agrar- und Ernährungswende
Die industrielle Tierproduktion fällt seit Jahren durch menschenunwürdige Arbeitsbedingungen auf. Dies zeigt sich erneut in der Corona-Krise: Allein 270 Infizierte bei der Firma Westfleisch in Coesfeld stehen exemplarisch für eine Branche, die auf der Ausbeutung fußt. Jetzt müssen längst überfällige Konsequenzen gezogen werden.
Neben den überfüllten und spartanischen Unterkünften kommt es vor allem in den Schlachtbetrieben zu hygienischen Problemen. So kann etwa in dem Bereich des Zerlegebandes als auch in den Umkleiden der Mindestabstand von 1,50 Metern oftmals nicht eingehalten werden. Auch werden die Mund-Nasen-Schutzmasken an den Fließbändern nicht korrekt getragen. Wesentlich für die Ausbreitung des Virus in den Schlachthöfen seien zudem die kalte und feuchte Luft, Verstöße gegen die arbeitsmedizinische Vorsorge sowie bei den Arbeitszeiten.
Jetzt müssen Maßnahmen ergriffen und Programme aufgelegt werden, doch in welche Richtung soll die Reise gehen?
„Es ist absolut unrealistisch, dass wir in absehbarer Zeit eine Tierproduktion hinbekommen, die nicht ausbeuterisch ist. Es sollte also nicht weiter viel Geld und Mühe in jeweils minimal bessere Arbeitsbedingungen, minimal weniger Umweltbelastungen und einen erfolglosen Tierschutz investiert werden. Vielmehr braucht es jetzt große Lösungen. Denn eine solidarische Gesellschaft kann sich die Ausbeutung von Menschen, Tieren und Umwelt nicht länger leisten.“ erklärt Stefan Sander, Vorsitzender von Sozis für Tiere e.V., einem unabhängigen Tierschutzverein, in dem sich sozialdemokratische Tierschützer:innen mit und ohne Parteibuch organisieren.
Nora Winter, Vorsitzende des Vereins, ergänzt: „Wenn wir jetzt ernsthaft mit der Agrar- und Ernährungswende beginnen, können wir Tierproduktion und Konsum bis 2030 halbieren. Das wäre ein wichtiger Zwischenschritt, um unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Auf dem Weg dahin werden wir Ernährungsmuster wandeln, pflanzliche Alternativen unterstützen und Neues, wie Kulturfleisch, ausprobieren. Dabei müssen wir Menschen mitnehmen und Übergänge gestalten, das gilt für die Mitarbeiter:innen und die Konsument:innen. Unser Ziel ist eine Gesellschaft ohne Tierleid.“
Wir müssen umdenken und dem Tierschutz einen höheren Stellenwert einräumen, denn Tierschutz ist praktizierter Gesundheitsschutz sowohl für uns Verbraucher als auch für die Mitarbeiter:innen in der Tier- und Fleischproduktion
Der Tierschutzverein Sozis für Tiere steht der Sozialdemokratie nahe. Er setzt sich für Alternativen zu Tierleid, Tierproduktion und Tierkonsum ein.
© zlikovec – stock.adobe.com